Ist Ihre Rechtsschutzversicherung wirklich eine Hilfe?

Erbschaftsangelegenheiten können schnell zu komplexen und emotional aufreibenden Streitigkeiten führen. Viele Menschen gehen davon aus, dass ihre private Rechtsschutzversicherung sie im Fall der Fälle schützt. Doch decken diese Policen tatsächlich die oft hohen Anwalts- und Gerichtskosten bei einem Erbstreit ab?

Die kurze Antwort: Nicht standardmäßig, aber es gibt Möglichkeiten.

Eine umfassende Recherche zeigt, dass der Schutz bei Erbschaftsangelegenheiten in den meisten Basis-Tarifen von Rechtsschutzversicherungen in Deutschland nicht enthalten ist. Die meisten Anbieter beschränken die Deckung hier auf eine einmalige anwaltliche Erstberatung, oft mit einem sehr begrenzten Kostenrahmen von 250 € bis 1.000 €.

Was Sie wissen müssen: Die 3 wichtigsten Punkte

Wer sich umfassender absichern möchte, muss gezielt nach speziellen Tarifen oder Zusatzmodulen suchen. Hier sind die wichtigsten Punkte, die Sie beachten sollten:

1. Spezialtarife und begrenzte Deckungssummen

Nur wenige Versicherer bieten einen erweiterten Schutz für gerichtliche Auseinandersetzungen im Erbrecht an. Es ist entscheidend zu verstehen, dass selbst in diesen Fällen die Deckungssummen oft auf 5.000 – 10.000 € begrenzt sind:

Diese Summen klingen hoch, können aber bei langwierigen Erbstreitigkeiten schnell aufgebraucht sein.

2. Wartezeit und Ausschlüsse

Wie bei vielen anderen Rechtsgebieten gilt auch im Erbrecht: Der Versicherungsschutz tritt nicht sofort in Kraft. Die meisten Versicherer haben eine Wartezeit von 12 Monaten, bevor sie die Kosten für ein gerichtliches Verfahren übernehmen. Die juristische Erstberatung ist oft sofort verfügbar, aber der umfassende Schutz greift erst ein Jahr nach Vertragsabschluss. Wichtig: Ein rückwirkender Schutz, also die Übernahme von Kosten, wenn der Erbfall bereits eingetreten ist, wird grundsätzlich nicht angeboten.

3. Mediation als Alternative

Einige Versicherer legen einen besonderen Fokus auf die außergerichtliche Konfliktlösung. So ist die Mediation oft besser versichert als ein Gerichtsverfahren. Eine Versicherung deckt zum Beispiel Mediationskosten mit bis zu 10.000 € ab, obwohl die Deckung für gerichtliche Fälle auf 5.000 € begrenzt ist. Dies spiegelt den Trend wider, Konflikte effizienter und kostengünstiger außergerichtlich zu lösen.

Fazit

Wenn Sie sich gegen potenzielle Erbstreitigkeiten absichern möchten, ist eine herkömmliche Rechtsschutzversicherung oft nicht ausreichend. Prüfen Sie die Versicherungsbedingungen genau und suchen Sie gezielt nach Tarifen, die einen umfassenden Erbrechtsschutz als festen Bestandteil oder als zubuchbares Modul anbieten. Achten Sie dabei besonders auf die Deckungssummen, die Wartezeiten und die Inklusion von Mediationsleistungen.

Eine frühzeitige und vorausschauende Planung, zum Beispiel durch ein Testament oder einen Erbvertrag, kann die beste Absicherung gegen spätere Familienstreitigkeiten sein. Eine passende Rechtsschutzversicherung kann dann als zusätzliches Sicherheitsnetz dienen.